Neue Hoffnung auf Heilung von Krebs: Verwendung von gezielten nicht-übereinstimmenden Spender-Lymphozyten
Vor mehr als 20 Jahren suchte eine Patientin namens Ece wegen der Behandlung einer äußerst aggressiven Form von Blutkrebs, der akuten myeloischen Leukämie, die gegen herkömmliche Chemotherapien resistent war, Professor Shimon Slavin auf. Ece hatte zuvor eine Hochdosischemotherapie und allogene Stammzelltransplantation durchgeführt, die jedoch erfolglos verlief. Trotz der Bemühungen des Professors, eine weitere Transplantation mit Stammzellen von einem vollständig passenden, nicht verwandten Spender durchzuführen, schlug auch diese Behandlung fehl und die Krankheit kehrte zurück.
Als letzte „Verzweiflungstherapie“ beschloss Professor Slavin, einen dritten Transplantationsversuch zu unternehmen, diesmal mit einer Spende von Eces Mutter. Die Knochenmarktransplantation war erfolgreich, und bei Ece wurde eine minimale Restkrankheit (MRD) festgestellt, bei der nur eine geringe Anzahl von Krebszellen in ihrem Körper verblieben war.
Um die Krankheit vollständig zu besiegen, verwendete der Professor eine neu entwickelte Methode namens mit der Abkürzung IMAK (Intentionally Mismatched pre-treatment Activated Killer cells), dem Einsatz von nicht-übereinstimmenden aktivierten Spender-Killerzellen steht.
Das Prinzip hinter dieser Methode ist, dass die Lymphozyten eines Patienten nicht alle Krebszellen eliminieren können, weil sie dem Immunsystem erfolgreich entgehen, indem sie sich den Erkennungsmechanismen entziehen. Wenn sie es könnten, wäre die erste abnormale Zelle zerstört worden, und der Krebs hätte sich nicht entwickelt. Lymphozyten, die von einem nicht übereinstimmenden Spender stammen, können jedoch die Zerstörung aller Krebszellen durch einen Mechanismus ähnlich der Organabstoßung induzieren.
Die Infusion von aktivierten nicht-übereinstimmenden Lymphozyten von ihrer Mutter initiierte die Abstoßung von Krebszellen im Körper der Patientin und zerstörte alle Krebszellen, die zuvor gegen verschiedene Chemotherapeutika resistent gewesen waren. Während der Behandlung von Ece wurde eine Graft-versus-Host-Erkrankung (GVHD), eine ernste und manchmal lebensbedrohliche Komplikation nach allogenen Knochenmarktransplantationen, vermieden. Es sind bereits über 20 Jahre seit ihrer Behandlung vergangen und Ece führt heute ein unbeeinträchtigtes und gesundes Leben.
Die Wirksamkeit der IMAK-Methode wurde in einer 30-jährigen Studie am Hadassah Hospital in Israel nachgewiesen. Heute wird eine fortschrittlichere Version in der Biotherapy-Klinik verwendet – die ATACK (Allogeneic Targeted Activated Cancer Killer cells) -Methode. ATACK verwendet ebenfalls absichtlich nicht-übereinstimmende Spender-Lymphozyten, welche jedoch präziser mithilfe monoklonaler Antikörper gegen Oberflächenantigene von Tumorzellen ihre Wirkung entfalten. Diese Methode wird bereits zur Behandlung von Patienten mit soliden Tumoren eingesetzt.