Darmkrebs

Konventionelle Behandlung & Fortgeschrittene Immuntherapie

Dickdarm- und Enddarmkrebs (Kolorektales Karzinom) werden oft synonym behandelt und gehören zu den weltweit am häufigsten diagnostizierten bösartigen Tumoren. Laut der American Cancer Society wird bei 1 von 23 Männern und 1 von 26 Frauen im Laufe ihres Lebens Darmkrebs diagnostiziert. In Deutschland erkranken etwa 55.000 Menschen pro Jahr an Darmkrebs.

Viele dieser Fälle von Darmkrebs sind sehr gut behandelbar, da sie frühzeitig entdeckt werden durch Vorsorgeprogramme mit Testung des Stuhls auf okkultes Blut (iFOBT) und Darmspiegelung (Koloskopie). Wird der Tumor in einem frühen Stadium erkannt, beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate für Darmkrebs statistisch gesehen 90,6 %. Leider werden nicht alle Fälle frühzeitig erkannt und es gibt auch aggressiver verlaufende Formen von Darmkrebs. In solchen Fällen geht die Therapie für die Patienten oft über konventionelle chirurgische oder chemotherapeutische Behandlungen hinaus.

Lokalisation von Darmkrebs

Der menschliche Dickdarm besteht aus verschiedenen Segmenten, die weitgehend denselben Gewebetyp enthalten: den aufsteigenden, quer verlaufenden, absteigenden und sigmoidalen Dickdarm (Colon ascendens / transversum / descendens und sigmoideum). Der Mastdarm (Rektum) ist ein kleinerer, etwas verbreiterter Abschnitt zwischen dem sigmoidal-verlaufenden Dickdarm und dem After und stellt den letzten Abschnitt des Darms dar.

Der Mastdarm besteht aus denselben Gewebearten wie der sigmoidale Dickdarm. Ihre Ähnlichkeit und Nähe bedeuten, dass sie oft von derselben Unterart von Tumoren betroffen sind. Darüber hinaus können Tumore, die im Dickdarm beginnen, auch auf den Mastdarm übergehen oder umgekehrt. Aufgrund dieser großen Überschneidungen behandeln viele Quellen „kolorektale Karzinome“ als eine einzige Kategorie.

Arten von kolorektalen Tumoren

Die meisten Arten von kolorektalen Krebsarten gehören zu zwei Typen:

Kolorektale Adenokarzinome

Adenokarzinome sind Krebszellen, die in den epithelialen Zellen entstehen, welche die Innenseite des Dickdarms auskleiden und die oberste Schicht der Schleimhaut umfassen. Wird ein Adenokarzinom des Dickdarms oder des Mastdarms unbehandelt gelassen, kann es in andere Schichten des Dickdarms einwachsen und schließlich in andere Organe metastasieren.

Muzinöse Adenokarzinome

Muzinöse Adenokarzinome (MACs) machen bis zu 15 % aller kolorektalen Tumore aus und beginnen ebenfalls in den epithelialen Zellen des Dickdarms. Diese Art von Krebs sondern jedoch auch Schleim ab – ein dünneres Gewebe, welches oft schneller metastasiert und daher einen aggressiveren Verlauf nimmt.

Gastrointestinale Karzinoidtumoren

Diese Tumoren entstehen nicht im Verdauungsgewebe selbst, sondern an den neuroendokrinen Zellen, welche ebenfalls im Dickdarm lokalisiert sind. Sie wachsen im Allgemeinen langsam, verursachen jedoch keine spezifischen Symptome. Stattdessen sind sie mit Gewichtsverlust, Müdigkeit, Blähungen und anderen „unspezifischen“ Problemen verbunden, die schwer zu diagnostizieren sein können. Etwa 1 % aller kolorektalen Krebsarten sind Karzinoidtumoren.

Das Adenokarzinom des Dickdarms (Kolon) oder Mastdarms (Rektum) machen etwa 95 % aller Fälle von kolorektalen Karzinomen aus.

Seltene Arten von Darmkrebs

Darüber hinaus gehören zu den seltenen und aggressiveren Formen von Darmkrebs auch folgende Erkrankungen:

  • Adenokarzinome mit ringförmigen Zellen (Siegelringzellkarzinom): Diese Art vom kolorektalen Adenokarzinomen hat eine charakteristische Zellform: rund und dichter auf einer Seite (wie der Edelstein auf einem Siegelring). Sie wachsen sehr schnell und treten häufiger bei jüngeren Menschen und insbesondere bei Colitis ulcerosa, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, auf.
  • Kolorektale Lymphome: Diese Krebsart beginnt in den Lymphozyten (weiße Blutkörperchen), welche sich auch in der Schleimhaut befinden und im Blut zirkulieren. Formell gesehen handelt es sich um eine Art von Non-Hodgkin-Lymphom.
  • Gastrointestinale Stromatumoren: Dies ist eine Art von Weichteiltumoren (Sarkom), welcher seinen Ursprung in den „Cajal-Zellen“ hat, die sich in den äußeren Schichten des gesamten Darms befinden. Obwohl insgesamt selten, wachsen sie oft relativ langsam, können aber chronische Blutungen im Magen-Darm-Trakt verursachen oder durch Verdrängung von anderen Organen und Gefäßen symptomatisch werden.

Konventionelle Behandlung von Darmkrebs

Im Allgemeinen wird die Behandlung von Darmkrebs durch den Typ und das Stadium bestimmt, in dem der Tumor diagnostiziert wurde.

Die erste Therapielinie umfasst in der Regel eine Operation, gefolgt von Chemotherapie, Strahlentherapie oder beidem. Bei Befall des Mastdarms (Rektumkarzinom) wird häufig eine Bestrahlung und Chemotherapie schon vor der Operation als neoadjuvante Therapie durchgeführt.

Für Adenokarzinome im Frühstadium (UICC 0 oder I) umfasst die Behandlung oft nur eine Operation. Dies kann eine einfache Polypektomie (endoskopische Entfernung des Tumors mittels Koloskopie) oder eine komplexere Resektion mit Anastomose (d.h. Entfernung des betroffenen Darmabschnitts und anschließendes Vernähen oder mechanisches Staplen der verbleibenden Teile) umfassen.

Chemotherapie bei Darmkrebs

Wenn sich die bösartigen Zellen auf andere Organe ausgebreitet haben, reicht eine Operation allein nicht mehr aus. Daher wird bei Darmkrebs im Stadium III (Lymphknotenbefall) oder Stadium IV (organüberschreitendes Wachstum oder Fernmetastasen) die Operation oft durch eine Chemotherapie als nachfolgende adjuvante Therapie ergänzt. In einigen Fällen versuchen Ärzte, den Tumor zuerst durch eine Radio-/Chemotherapie zu verkleinern und ihn danach zu entfernen.

In der Regel wird die Chemotherapie in Form einer Kombinationsbehandlung durchgeführt, bei der mehrere Medikamente gleichzeitig verwendet werden, um ihre Wirkung zu maximieren. Zwei der häufigsten Protokolle für die Chemotherapie bei Darmkrebs sind:

  • FOLFOX (5-FU, Leukovorin und Oxaliplatin)
  • CAPOX (Capecitabin und Oxaliplatin)

Die Chemotherapie ist eine sehr effektive Behandlung für viele Krebsarten, aber nicht für alle. Wenn sich Krebszellen als resistent gegen die Chemotherapie erweisen oder einen hohen Prozentsatz von Tumorstammzellen aufweisen, aus welchen sich erneut größere Tumorformationen bilden können, werden wiederholte Chemotherapien voraussichtlich keinen zusätzlichen Nutzen bringen. In diesen Fällen ist ein völlig anderer Ansatz wahrscheinlich effektiver als wiederholte Chemotherapiekurse.

Für das Stadium IV des Darmkrebses werden derzeit viele verschiedene Chemotherapieprotokolle angewandt. In diesem fortgeschrittenen Stadium sind sie jedoch in der Regel nur eingeschränkt wirksam oder gänzlich unwirksam und beeinträchtigen die Lebensqualität häufig erheblich.

Strahlentherapie bei Darmkrebs

Die Strahlentherapie wird teilweise zusammen mit der Chemotherapie angewendet, insbesondere bei Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom). In einigen Fällen, wenn der Tumor zu groß ist, um komplett entfernt zu werden oder sich nah am Schließmuskel befindet, kann auch vor einer geplanten Operation eine Strahlentherapie eingesetzt werden, um den Tumor zu verkleinern, um das operative Ergebnis zu verbessern. Außerdem können im Stadium 4 die Metastasen in anderen Organen, insbesondere im Knochen, bestrahlt werden.

In vielen Fällen sind konventionelle Behandlungen für metastasierten Darmkrebs erfolgreich, obwohl sie belastend sein können. Bei einem Rezidiv von Darmkrebs sinkt die Erfolgsrate jedoch erheblich. Darüber hinaus multipliziert sich der negative Einfluss auf die Lebensqualität eines Patienten nach wiederholten Operationen und den Belastungen durch die verschiedenen Zyklen von Chemotherapien.

Immuntherapie bei Darmkrebs

Die Krebs-Immuntherapie nutzt das Immunsystem des Patienten, um gegen Krebszellen zu kämpfen. In den letzten 10 Jahren hat die Immuntherapie neue Möglichkeiten für Patienten mit Stadium IV und Rezidiven bei Darmkrebs eröffnet. Obwohl verschiedene Immuntherapietechniken und -protokolle verwendet werden, beruhen sie alle auf demselben Prinzip: Sie lehren das Immunsystem, Krebszellen wieder als „fremd“ zu erkennen, um sie von innen heraus durch körpereigene Abwehrzellen anzugreifen.

Auch bei metastasierten Fällen kann die Erfolgsrate der Immuntherapie gegen Darmkrebs vielversprechend sein. Die Ansprechraten auf etablierte Immuntherapiepräparate können für Darmkrebs mit Mikrosatelliteninstabilität (MSI) zwischen 40 und 78 % liegen, wobei die genauen Ergebnisse vom spezifischen Tumor abhängen.

Bei Biotherapy International entwickeln und optimieren wir neue Arten von Immuntherapien gegen metastasierten Darmkrebs. Unser Ziel ist es, eine möglichst minimale Resterkrankung mit Hilfe konventioneller Methoden zu erreichen, gefolgt von fortschrittlicher Immuntherapie. Bisher waren die folgenden fortgeschrittenen Arten von Immuntherapien am erfolgreichsten:

Onkolytische Viren in der Behandlung von Darmkrebs

Onkolytische Viren sind spezielle, patentierte Viren, die für den Menschen harmlos sind, sich aber an Krebszellen anheften können.

Diese Viren werden häufig intravenös oder je nach Lage direkt durch Injektion in einen Tumor verabreicht. Einmal in der Region angekommen, können sie in einen Tumor eindringen und anfangen, sich darin zu vermehren. Dieser Prozess löst schließlich den natürlichen Zelltod (Apoptose) aus. Dann gibt die Zelle Virionen frei, die benachbarte Tumorzellen infizieren können, während gesunde Zellen unberührt und intakt bleiben.

Jeder Patient hat seine eigene Vorgeschichte und Prognose. Bisher haben wir Patienten gesehen, bei denen die Chemotherapie nicht wirksam war, diese aber sehr gut auf die Behandlung mit onkolytischen Viren reagiert haben.

Krebsimpfstoffe gegen Darmkrebs

Impfstoffe gegen Krebserkrankungen sind eine bahnbrechende neue Methode der Immuntherapie bei Darmkrebs.

Dieser Impfstoff verwendet modifizierte Krebszellen, um das Immunsystem zu „trainieren“, die spezifische Krebsmutation jedes Patienten zu erkennen. Dies löst eine starke und teils aggressive Immunantwort aus, ähnlich der Reaktion auf eine Infektion.

Um dies zu erreichen, müssen wir dem Immunsystem zuerst eine leicht modifizierte Version der Krebszelle vorlegen, die mit einem onkolytischen Virus oder Coley’s Toxin gemischt ist, welches das Immunsystem leichter erkennen kann, damit die gewünschte Abwehrreaktion gefördert wird. Daher erfordert die Entwicklung dieser Impfstoffe den Zugang zu kryogenisch gefrorenen Proben des spezifischen Tumorgewebes eines Patienten.

Adoptive Immuntherapie

Diese Art der Therapie verwendet eine Kombination aus absichtlich unpassenden „Killer-T-Zellen“ und monoklonalen Antikörpern. Dies erreicht zwei gleichzeitige Effekte:

  • Es kennzeichnet die Antigene in Krebszellen als „nicht körpereigen“
  • Es löst eine robuste Immunreaktion aus, ähnlich einer Organabstoßung, aber nur gegen diese Krebszellen gerichtet

Nachfolgend wird häufig Interleukin-2 appliziert, was zusätzlich die eigenen T-Zellen und NK-Zellen des Patienten aktiviert. 

Überleben von Darmkrebs: Neue Lösungen, die neue Hoffnung bringen

In besten Szenarien – das heißt, bei einem klassischen Adenokarzinom, das früh erkannt wird – bestehen bei Darmkrebs gute Überlebenschancen. Andererseits beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate für Adenokarzinome mit siegelringförmigen Zellen (Siegelringzellkarzinom) nur 9 %.

Die Lebensqualität eines Patienten nach Darmkrebs hängt auch von der Anzahl und dem Ausmaß der durchgeführten Operationen ab. Bei rezidivierenden Fällen führt jede weitere Resektion zu einer Beeinträchtigung des Verdauungssystems. Dies kann dazu führen, dass Patienten lebenslange Probleme mit der Nährstoffaufnahme haben oder einen dauerhaften künstlichen Darmausgang (Stoma) benötigen. Darüber hinaus schwächen erfolglose Chemotherapie– oder Strahlentherapiekurse das Immunsystem und verursachen systemische Schäden im gesamten Körper.

Die Integration neuer Behandlungen für Darmkrebs, wie beispielsweise Immuntherapie, bietet die beste Chance, Krebs bis zur letzten bösartigen Zelle zu beseitigen. Dies maximiert sowohl die Lebensqualität als auch die Chancen auf lebenslange Remission. Experimentelle Methoden der Immuntherapie bei Darmkrebs bieten heute die größten Chancen, das Leben zu verlängern und sogar eine vollständige Genesung zu erreichen.

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